Die Bahnpflege - eine Info für Bahnwarte
Der Kegelbereich - Grundsätzliches
Letzten Endes ist einzig und allein die Beschaffenheit des Kegelbereichs für das
Schlagverhalten auf der Kegelbahn verantwortlich. Die Bahnen können noch so gut
gewachst, noch so modern, noch so sauber sein, wenn der Kegelbereich nicht in
Ordnung ist, wird das Spielen auf dieser Bahn schnell frustrierend.
Zunächst einmal Grundsätzliches zur Beschaffenheit des Kegelbereichs: Was wir
als erstes brauchen, sind gute Kegel. Einen ausführlichen Text zur Wahl der
Kegelform finden Sie HIER, es gibt allerdings auch signifikante Unterschiede
zwischen gleichförmigen Kegeln verschiedener Hersteller. Wichtig: Es handelt sich hier um meine persönliche Meinung,
ich erziele keinerlei Gewinn mit meinen Empfehlungen. Der ausgereifteste Kegel ist zurzeit der “Vollmer Tornado Plus” der
dicken Form. Mit diesem Kegel sind die Kegler landläufig am glücklichsten. Der andere Kegel aus dem Hause Vollmer, der
“Vollmer Tornado” (dünne Form), ist für mich klar der Favorit, da dieser Kegel sehr gutes Fallverhalten mit den Vorzügen
des dünnen Kegels vereint. Die Syndur-Kegel sind vom Fallverhalten tendenziell schlechter als der Vollmer. Ausdrücklich
abraten kann ich von den Funk-Fabrikaten, da ich selbst damit schlechte Erfahrungen gemacht habe (schneller Verschleiß
und schlechtes Fallverhalten) und auch von anderen Bahnwarten nur Schlechtes darüber gehört habe. Die schlechteste
Wahl ist jeder Holzkegel aufgrund des unnatürlichen Fallverhaltens und Klangs.
Wir haben nun die richtigen Kegel, doch das allein macht noch keinen guten Kegelfall aus. Wesentlich wichtiger ist, dass
die Schlagwände absolut unnachgiebig sind. Federn Ihre Schlagwände beim Drücken auch nur um Millimeterbruchteile,
wird sich das Fallverhalten enorm verschlechtern. Abhilfe schaffen können Betonfüllungen seitlich der Schlagwände oder
Abstützungen aus stabilen Materialien (siehe Bilder). Sind die
Schlagwände fest, können sie mit einem Schutzbelag versehen
werden. Auf Bundeskegelbahnen mit Zulassung darf dieser Belag
nicht zu stark federn (beachten Sie die technischen
Bestimmungen!). Die in den Kegelbahnshops erhältlichen
Gummiplatten sorgen für ein besseres Schlagverhalten, als es
bei blanken Holzschlagwänden der Fall ist.
Wenn Kegel und Schlagwände passen, ist schon einmal das Wichtigste getan. Die dritte
Komponente des guten Kegelfalls ist die Vierpassplatte, d.h. die Fläche, auf der die Kegel stehen.
Diese Platte muss von so hoher Qualität sein, dass keine Hohlräume unter der Platte oder Risse
entstehen. Diese Dinge bremsen den Kegelfall extrem. Beschädigte Vierpassplatten müssen sofort ausgewechselt werden, da dies ansonsten Schäden an
Kegeln und Kugeln und damit unnötige Kosten verursacht. Die Standplatten, die in den Vierpass eingelassen sind, dürfen nicht tiefer als die Platte sein - dies
verursacht Schäden und reduziert das Fallergebnis. Ihre Oberfläche darf jedoch leicht über dem Vierpassniveau liegen, um das Fallergebnis zu erhöhen
(dicke Kegel ohne Kugel fallen so beim Verschieben leichter um). Es gibt im Handel entsprechende Einsätze.
Die Vierpasspflege
Nun beginnen wir endlich mit der eigentlichen Pflege. Sie sollte am Vierpass beginnen, da wir auf
die noch ungewachste Kugellauffläche treten können. Wenn die Anlage in Betrieb ist, lassen wir die
Kegel nach oben verschwinden und wischen zunächst den Vierpass mit einem Mopp ab, sodass
altes Gleitmittel, Wachs und sonstige Verunreinigungen beseitigt sind. Eventuell kann der Vierpass
mit einer feinen Scheibe poliert werden.
Achtung: Es sollten keinesfalls zu grobe
Scheiben verwendet werden, da die Platte
verkratzen könnte, was tödlich für das
Fallverhalten ist. Ist die Platte sauber, wird
sie mit dem Gleitmittel, das im Fachhandel
erhältlich ist, dünn eingesprüht. Hierfür eignen sich Pumpzerstäuber gut. Weniger ist mehr! Tragen
Sie nicht zu viel auf, dies führt zu schmierigen Spuren auf den Kugeln, was das Halten für die Kegler
erschwert. Exzessives Auftragen von Gleitmittel verbessert das Fallverhalten nicht wesentlich, auch
wenn man solche Bahnen leider des Öfteren antrifft. Alternativ können die Kegel gleich mit
eingesprüht werden, indem Sie sie auf halber Höhe hängen lassen. So kann das Gleitmittel noch etwas abtropfen. Verreiben Sie das Gleitmittel nicht! Der
feine Nebel aus dem Pumpzerstäuber verteilt die Flüssigkeit ausreichend. Bei nachträglichem Verreiben kann eine statische Aufladung entstehen
(Brandgefahr!).
Die Kugellauffläche
Am Zustand der Laufflächen ist sehr gut erkennbar, ob eine Bahn gepflegt ist
oder nicht. Zumindest sauber und frei von Macken sollte dieser Bereich sein,
damit die Bahn einen sauberen Eindruck macht. Die Laufflächen müssen
allerdings regelmäßig gewachst werden, damit die Kugeln nicht peu à peu den
Laufflächenbelag abschleifen. Um den Rahmen nicht zu sprengen, beschränke
ich mich hier auf die Behandlung von Kunststoff- und Segmentlaufflächen, da
diese nahezu alle Kegelbahnen stellen. Ich gehe auf diesen Teil ausführlicher
ein, da man hier wohl am meisten falsch machen kann.
Zuerst sollte die Lauffläche von jeglichem groben Schmutz befreit werden;
insbesondere Steinchen oder Ähnliches führen später beim Polieren zu Kratzern in der Lauffläche. Nach einer
langen Phase ohne Bahnpflege kann ein nasser Mopp benutzt werden, um die Lauffläche von groben
Verunreinigungen zu befreien. In der Regel reicht es allerdings aus, die Bahn mit einem trockenen Mopp
(vorzugsweise in Bahnbreite) abzulaufen.
Das heutzutage erhältliche Wachs ist mittlerweile so
ausgelegt, dass es nicht in einem separaten Arbeitsgang
entfernt werden muss. Sollten dennoch starke
Rückstände von altem Wachs vorhanden sein, können
Sie sie mit den gröberen Scheiben entfernen. Probieren
Sie aus, mit welcher Scheibe sich die Rückstände
entfernen lassen, und nehmen Sie gegebenenfalls eine
rauere. Aber: Verwenden Sie auf Kunststoffbahnen
keinesfalls die schwarze Scheibe, da sie den Belag zerkratzt!
Um die Bahn nun neu einzuwachsen, wird das Wachs (erhältlich im Fachhandel) aus einem
Pumpzerstäuber auf die Lauffläche gesprüht. Man neigt hier gern dazu, es mit dem
Einsprühen zu übertreiben. Die Dosierung ist entscheidend für das Ergebnis. Wenn beim
Einwachsen (Behandlung des aufgesprühten Wachses mit der braunen Scheibe) die links
gezeigten Punkte nicht verschwinden, ist zu wenig Wachs aufgesprüht worden. Bilden sich
allerdings Schlieren (eher “nass” statt “feucht”) oder sammelt beim Polieren sich gar das
Wachs in der Rinne, dann haben Sie es übertrieben. Wie so oft gilt auch hier: Weniger ist
mehr!
Bei Anlagen mit mehreren Bahnen sollten Sie sich jetzt überlegen, wo Ihre Steckdosen sind,
und auf den Bahnen beginnen, über die Sie später kein Kabel legen müssen. Dies gibt
ärgerliche Spuren! Beginnen Sie nun am Vierpass, mit der Poliermaschine und der braunen
bzw. roten Scheibe das Wachs einzureiben. Auf Bahnen ohne Fehlwurfrinnen und mit
seitlicher Bande muss besonders darauf geachtet werden, dass an den Seiten keine
ungewachsten Stellen entstehen. Arbeiten Sie sich stufenweise zum Anlauf vor.
Wenn Sie dort angekommen sind, warten Sie, bis das Wachs ganzflächig getrocknet ist. Je nach dem, wie viel Wachs Sie aufgetragen haben, dauert diese
Angelegenheit unterschiedlich lange. Sobald die Bahn trocken ist, beginnen Sie wieder vor dem Vierpass, mit der weißen Scheibe die Lauffläche zu polieren.
Sobald Sie hiermit fertig sind, ist die Bahn betriebsbereit. Beachten Sie während diesem Unterfangen, verbrauchte Polierscheiben rechtzeitig auszuwechseln.
Spätestens, wenn die Maschine schwergängig und schwierig zu kontrollieren wird, sollten Sie die Scheibe umdrehen bzw. austauschen.
Die Anläufe
Damit die Kegler mit ihren dynamischen Bewegungsabläufen genügend Grip auf der Bahn haben, darf der Anlauf nicht rutschig sein. Oftmals reicht es
schon, die Anläufe einmal mit dem Mopp abzuwischen. Dies sollte insbesondere kurz vor Wettkämpfen nochmals getan werden. Sind die Anläufe immer
noch zu rutschig, können sie sie auch mit der Poliermaschine reinigen. Verwenden Sie keine groben Scheiben hierfür, da wir den Belag ja nicht entfernen,
sondern nur reinigen möchten.
Es gibt, was die Anläufe angeht, große Unterschiede bezüglich des Materials. Die oben beschriebene Vorgehensweise eignet sich z.B. selbstverständlich nicht
bei Feinriefenmatten oder Teppichböden. Passen Sie die die Pflege also gegebenenfalls an Ihre Anlage an.
Sonstiges
Hier nochmals eine Zusammenfassung der Dinge, die jeder gut ausgestattete Bahnwart auf der Anlage haben sollte:
Ersatzkegel (auf einheitliche Sätze achten)
Ersatzseil (möglichst dünn, jedoch nicht weniger als 5mm)
Schraubendreher und Feuerzeug (beim Auswechseln von Seilen und Kegeln)
Bremsen bzw. Spickschalter: Wenn sie ausfallen, haben Ihre Sportkegler im Wettkampf ein Problem!
Glühlampen für die Anzeigetafeln (s. Bild)
Gleitmittel für den Vierpass (verschiedene Varianten, z.B. Langzeitwirkung, geruchslos, …)
Bahnwachs (achten Sie auf einen angenehmen Geruch, v.a. auf Bahnen ohne Fenster)
Mopp (z.B. in Bahnbreite erhältlich)
2 Pumpzerstäuber (nicht für Gleitmittel und Wachs denselben verwenden)
Zum Abschluss noch einige zusätzliche Hinweise, damit die Bahnpflege perfekt wird:
Achten Sie darauf, dass die Seillänge der Kegel korrekt eingestellt ist. Es gibt nichts
Ärgerlicheres als Kegel, die beim Aufstellen ständig umkippen. Die Kegel sollten auch auf
gleicher Höhe hängen. Wenn beim Aufstellen die Kegel abgebremst werden, sollten sie
noch ca. 5cm vom Boden entfernt sein (s. rechtes Bild). Von Hersteller zu Hersteller ist es
einfacher oder schwieriger, den richtigen Punkt zu finden. Bei Vollmer z.B. werden die Kegel
mechanisch punktuell abgebremst, weshalb die Seillängen genau eingestellt werden
müssen. Werden die Kegel wieder schneller, bevor sie den Boden berühren, sind die Seile
zu kurz eingestellt. Hört man ein deutliches Geräusch beim Absetzen, sind sie zu lang. Bei
einer Funk-Bahn geschieht das Abbremsen elektronisch über einen längeren Zeitraum. Dort
ist es nur wichtig, dass die Kegel innerhalb dieses Zeitraums abgestellt werden. Usw…
Außerdem ist wichtig, dass die Kegel vollständig in die Zentrierung eingezogen werden. Um
dies zu überprüfen, fahren Sie die Kegel hoch und stellen Sie die Maschine ab. Die
Federarme sollten sich um ca. 1cm von ihrer Abstützung abheben (s. linkes Bild). So wird sichergestellt, dass die Seile unter
Spannung sind, wenn die Kegel zentriert werden, und es kein Nachpendeln gibt. Ansonsten können Sie die Seillänge durch Drehen an den Seilrollen
korrigieren.
Außerdem sollte die Grube, in der Kegel und Kugeln landen, sauber sein. Wenn nicht, entstehen dunkle Flecken an Kegel und Kugeln. Dies bremst die Kegel,
sieht nicht schön aus und beschert den Keglern, die mit eigenen Kugeln spielen, keine Freude. Wenn Ihre Bahn stark verschmutzt ist, denken Sie darüber
nach, die Prellwand hinter den Kegeln und die Grube mit Gummi oder Teppich abzudecken. Das Material hierfür muss so dunkel wie möglich sein, da
ansonsten die Sichtbarkeit der Kegel beeinträchtigt ist. Verwenden Sie keinesfalls hellgraue oder weiße Materialien.
Bahnpflege ist eine aufwändige Arbeit, die Zeit und Geld kostet. Es ist allerdings eine Selbstverständlichkeit, die Kegler ab einem bestimmten Preis einfach
erwarten dürfen (besonders Sportkegler, allerdings auch Hobbykegler!). Stellen Sie sicher, dass niemand die Lauffläche betritt und die Arbeit zunichtemacht.
Gerade Anfänger neigen gegen Ende eines Kegelabends dazu, Schmu auf der Kegelbahn zu treiben. Auch der Zugang zu den Kegelstellern gehört Laien
verboten. Haben Sie ein Auge darauf.
Obwohl diese Informationen nach bestem Wissen zusammengetragen sind, wird für Schäden, die wegen dieser Anleitung an Gegenständen oder
Personen entstehen, keine Haftung übernommen. Jeder Eingriff in die Mechanik von Kegelbahnen geschieht auf eigenes Risiko!
…einen Wurf weiter.